Bürgermeister Josef Lais 1892-1972
Josef Lais wurde am 24. Juli 1892 als Sohn des Landwirts Reinhard Lais und seiner Frau Maria in Aitern geboren. Er wuchs mit drei weiteren Geschwistern im Elternhaus auf und besuchte hier die Volksschule.
Anschließend half er seinem Vater in der Landwirtschaft und ging mit ihm im staatl. Forst in Multen zur Arbeit. Mit 16 Jahren besuchte er in Müllheim die landwirtschaftliche Berufsfachschule (Winterschule), danach ging er für ein Jahr in einen landwirtschaftlichen Lernbetrieb in den Hegau.
1912 wurde er zum zweijährigen Wehrdienst zur 76. Feldartillerie nach Freiburg einberufen. Unmittelbar danach begann der I. Weltkrieg, an dem er als Pferdeführer, u.a. bei den schweren und blutigen Kämpfen an Somme und vor Verdun, teilnehmen musste und von dem er erst 1918 mit Auszeichnungen heimkehrte.
Nach seiner Rückkehr fand er Arbeit im Sägewerk in Aitern, wo er u.a. im Wald mit Rückepferden zu arbeiten hatte und das Stammholz aus dem Wald zur Säge und das geschnittene Holz zur Kundschaft oder dem Bahnhof Utzenfeld zu fahren hatte. 1922 heiratete er Hilda Ruch aus Tunau.
1926 wurde er in Aitern in den Gemeinderat und nach dem plötzlichen Tod von Bürgermeister Emil Behringer 1928 zum Bürgermeister von Aitern gewählt.
Neben der Arbeit im Sägewerk, der elterlichen Landwirtschaft und der zeitweisen Tätigkeit als Holzaufkäufer, einer schweizerischen Holzhandlung, forderte nun dieses Amt seine volle Kraft. 1929 ging auch die Weltwirtschaftskrise nicht an Aitern vorbei, sehr viele waren arbeitslos.
1936 brannte das Elternhaus infolge Brandstiftung im Nachbarhaus vollständig nieder. Josef Lais mit Ehefrau, 5 Kindern und den Großeltern fanden eine Notunterkunft im Haus von Peter Walliser, heute Kurt Becker auf der mittleren Gupfe. Für das Vieh wurde auf der Scheuermatt ein Notstall errichtet. Der Neubau ging zügig voran, das gesamte benötigte Bauholz konnte er im Sägewerk selbst zuschneiden und bereits im Spätherbst 1937 konnte man in den halbfertigen Bau einziehen, dessen Fertigstellung in Eigenleistung noch Jahre dauerte. Im Januar 1938 kam als 6. Kind Sohn Bruno zur Welt.
Mit Beginn des II. Weltkrieges begannen schwere Zeiten. Musste man schon bisher an allen politischen Veranstaltungen als Bürgermeister teilnehmen, so galt es nun, den Zusammenhalt im Dorf zu erhalten, wo möglich die Arbeitskraft der fehlenden Männer durch Kriegsgefangene, Frauen und Kinder neu zu organisieren und zu ersetzen, das Bürgerholz zuzuteilen, Verordnungen und Erlasse umzusetzen (die bäuerlichen Betriebe waren zu Abgaben an Naturalien verpflichtet). Er war neben den Alten und Kranken oder Verwundeten einer der wenigen Männer im Dorf. Alleine 14 Mitbürger sind gefallen und drei wurden vermisst, sodass er den Angehörigen die traurige Mitteilung überbringen musste.
Am 26. April 1945 wurde die weiße Fahne auf dem Rathaus gehisst und die Franzosen marschierten in Aitern ein. In der Folge wurde Josef Lais in der Kommandantur in Todtnau einige Tage eingesperrt, da er als Bürgermeister der NSDAP angehört hatte. Das Sagen hatten nun die Besatzungsbehörden, er hatte ihre Erlasse und Anordnungen umzusetzen.
1946 wurde Otto Hofmann neuer Bürgermeister von Aitern. Josef Lais begann, mit einer vom PkW zum Schlepper umgebauten Zugmaschine, einen kleinen Fuhrbetrieb aufzubauen. In Aitern gab es noch keine Zugmaschine. Brennholz, Futtermittel und Baustoffe transportierte er hauptsächlich für die Dorfbewohner.
Bereits 1952 verstarb Otto Hofmann nach kurzer Krankheit. Bei der, ohne offizielle Kandidaten, durchgeführten Wahl 1953 wurde Josef Lais erneut zum Bürgermeister von Aitern gewählt. Er gab sein Amt 1967, inzwischen 75 Jahre alt, ab. Er war also 33 Jahre lang in schwierigsten Zeiten Bürgermeister von Aitern.
In seine Amtszeit fallen u.a. 1934 die Eingemeindungen der beiden Rollsbacher Stabhaltereien und der Stabhalterei Holzinshaus, 1936 das Großfeuer im Unterdorf, dem gleich 3 Bauernhäuser zum Opfer fielen, 1938 das Feuer auf der oberen Gupfe, dem das Doppelhaus Johann und Wilhelm Wetzel zum Opfer fiel und 1953 der vernichtende Brand, der das Wohnhaus von Emil Schelb einäscherte. 1954 wurde die Freiwillige Feuerwehr und 1956 der Verkehrsverein gegründet, dessen 1. Vorsitzender er wurde. Außerdem wurde 1960 die Strasse Wiedener Eck-Lückle-Obermulten eingeweiht. Die zentrale Wasserversorgungsanlagen in Aitern und Holzinshaus wurden gebaut. Feld-und Waldwege wurden angelegt, der Dreschschopf, das Verkehrsbüro gebaut, die Erschließung und Kanalisation des Neubaugebiets durchgeführt. 1961 konnte die Dorfstrasse Aitern-Rollsbach eingeweiht werden, die Tiefgefrieranlage im Rathaus, 1965 das moderne Schulhaus. Verschiedene Feuerwehreinrichtungen wurden angeschafft.
Josef Lais konnte mit seiner Frau noch einige Jahre seines Lebensabends genießen. Nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb er am 26. März 1972.